
Hopfenanbau
Die Arbeit im Hopfengarten
Im Frühjahr, wenn der Boden nach dem Frost gelockert ist, beginnt die erste Arbeit im Hopfengarten. Der Wurzelstock wird von den verbliebenen Stengelresten des Vorjahres gesäubert, in Fachkreisen "Schneiden" genannt, folglich kann der Wurzelstock neue Triebe bilden. Zwei bis drei Triebe, nachdem sie eine Länge von etwa 0,5m haben, werden an die Aufleitdrähte angeleitet. Die Aufleitdrähte werden jährlich neu in den Gerüstanlagen aufgehängt. Für die obere Befestigung wird ein Traktor mit Hebebühne eingesetzt.
Im Laufe des Frühjahres bis frühen Sommers wächst nun die Pflanze bis zur Gerüsthöhe, oft bildet sie einen Überhang, der den ha-Ertrag verbessert. Ende Juni - nördlichen Breitengrades - blüht der Hopfen. Er braucht dazu die bei den Standortbedingungen genannte Tageslichtdauer. Anschließend bildet die Pflanze die Dolde aus. Sie können dann je nach Sorte (es gibt früh-, mittel- und spätreifenden Hopfen) geerntet werden.



Die Hopfenernte früher
Zu Beginn soll vor der Hopfenernte mit technischen Hilfsmitteln ein historischer Blick auf die "Hopfenpflücke" geworfen werden, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch in den deutschen Anbaugebieten stattfand.
Zur Ernte, Ende August - Anfang September, zogen tausende Menschen - vor allem aus den Städten - in die Anbaugebiete zur "Hopfenpflücke", auch "Hopfenzupfen" genannt. Die Pflücke fand im Hopfengarten selbst statt.
Jeder Pflücker erhielt einen Holzschemel und eine sogn. "Metze", d. h. einen Weidenkorb mit einem Hohlmaß von etwa 37 Litern. Der sogn. "Stangler" riss mit seiner Stange die Reben vom Gerüst und legte sie vor die Pflücker. Sobald die Metze eines Pflückers voll war, erhielt dieser vom Bauern eine Blechmarke, die dann nach der Ernte in Geld umgetauscht werden konnte. Das Pflückgut musste sofort zum Bauernhof gefahren. Es wurde sofort auf den Dachböden der Bauernhäuser zur Trocknung ausgebreitet. Heute noch sind an alten Bauernhöfen in den Anbaugebieten die teils mehrstöckigen Dachböden zu sehen.
Das Hopfenzupfen war harte Arbeit, die von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang bei jedem Wetter stattfand. Aber das Arbeiten war auch begehrt, denn es brachte den Pflückern - sofern sie fleißig waren - einen guten Lohn. Zumal die Pflücker vom Bauern auch gut verköstigt wurden: "Bei einer guten Ernte wurde schon mal eine alte Kuh geschlachtet", so erzählt Heinrich Johann Barth, früherer Besitzer des "Barth-Hofes" in der Hallertau.
Die Hopfenernte heute - Pflückmaschine und Bandtrockner
Die Bestrebungen die Hopfenpflücke durch Maschinen zu ersetzen, gab es schon in den Zeiten, als es noch genügend Arbeitskräfte für die Hopfenernte gab.
Als "erste Hopfenpflückmaschine" gilt eine Art Waschmaschine, die sich ein Hersbrucker Mechaniker als Reichspatent erteilen ließ (aus: E. Pfeiffer, Alt-Hersbruck 1979, S. 79). Auf dem abgebildeten Foto ist keine Jahreszahl angegeben. Bewertet man die Details des Fotos, so z. Bsp. die Bekleidung der dargestellten Personen, dürften die Aufnahmen um das Jahr 1900 gemacht worden sein.
Mitte des 20. Jhd. ersetzten dann Pflückmaschinen die etwa 80.000 zusätzliche Arbeitskräfte, die in der Hallertau benötigt wurden. Die erste Pflückmaschine in der Hallertau wurde im Jahr 1955 aus England eingeführt.
Nach der Pflücke muss der Hopfen sofort getrocknet werden. Dies geschieht durch die sogn. Bandtrockner, die die frühere Hopfendarre bzw. das Trocken des Hopfens auf den Dachböden der Bauernhäuser ersetzten. Beim Bandtrockner handelt es sich um eine "ununterbrochene Arbeitsweise": hier befinden sich "3 übereinander liegende Bänder, die den Hopfen in ganz geringer Geschwindigkeit durch den Bandtrockner führen" (Kohlmann, Kastner, Kamm, S 144). Im Bandtrockner selbst, wird der Hopfen von etwa 80 % Wassergehalt bei der Ernte auf 12 % reduziert. Nach einer Ruhezeit, in der Fachsprache "Konditionierung" ist der Hopfen "sackreif", d.h. er kann sein Gütesiegel mit der sogn. Begleiturkunde erhalten.
Pflückmaschine und Bandtrockner stehen zur Bearbeitung des geernteten Hopfens in den Gebäuden des Bauernhofes.
Bei der vorangegangenen Ernte im Hopfenfeld werden die Reben mit dem Aufleitdraht - an dem sie sich während des Wachstums hochgerankt hat - an der Ober- und Unterseite abgeschnitten. Die Rebe fällt dann auf den mitgeführten Hänger des Traktors; ist dieser voll, wird somit die Ernte sofort in den Hof des Pflanzers und zur Trocknung gefahren.
Die Vermarktung des Hopfens
Nach der Trocknung wird die Pflücke in Säcke, sogn. Landballen, abgefüllt. In Deutschland fährt der Pflanzer die Ernte dann zur amtlichen Siegelstelle, wo der Landballen sein Siegel und die dazugehörige Siegelurkunde erhält. Das Siegel beurkundet zusätzlich die Herkunft des Hopfens, die -urkunde zusätzlich Jahrgang und Gewicht. Der Hopfen ist damit freigegeben zur Vermarktung.
Bei der Vermarktung des Hopfens unterscheidet man zwischen Frei- und Vertragshopfen. Dies gilt sowohl in den Kaufbeziehungen zwischen Pflanzer und Hopfenhändler, als auch zwischen Händler und den Handelskunden, zumeist die Brauereien. Beim Vertragshopfen werden längerfristige Kontrakte zu einem festgelegten Preis, einer festgelegten Sorte und einer festgelegten Menge geschlossen. Der nicht vertragsmäßig gebundene Hopfen wird dann am Frei- oder "Spotmarkt" angeboten. Die Preise des "Spotmarktes" beeinflussen wiederum die Notierung des längerjährigen Vertragmarktes.